Kurzsichtigkeit


Wer mich kennt, weiß dass ich ziemlich kurzsichtig bin. Daher war es für mich besonders interessant mal ein paar interessante Fakten zum Stand der Forschung bei Kurzsichtigkeit zusammenzufassen. Inzwischen ist man nämlich weiter als die meisten Augenärzte glauben. Besonders ergiebig ist hier mal wieder der Artikel in der Wikipedia über Kurzsichtigkeit, ergänzend sei auf den sehr guten Artikel von Prof. Schaeffel: Zufall Kurzsichtigkeit? hingewiesen:
  • Am Nachmittag sind die Augen im Schnitt 0.25 Dioptrien kurzsichtiger. Daher sollte man bessser morgens zum Augenarzt gehen, sonst verschreibt er eventuell eine zu starke Brille.
  • Wer kurzsichtig ist, wird durch angestrengtes Sehen im Nahbereich temporär (~15 min danach) nochmal um eine Dioptrie kurzsichtiger. Je stärker kurzsichtig, desto länger hält dieser Effekt an. Auch scheint bei Brillenträgern dieser Effekt von Jahr zu Jahr zuzunehmen.
  • Genetische Ursachen konnten bisher nicht eindeutig identifiziert werden. Der Wikipediaartikel listet nicht weniger als 16 Gene auf, von denen man vermutet, dass sie im Zusammenhang mit Kurzsichtigkeit stehen.
  • Tiere die im Labor aufwachsen sind im Schnitt um 0.5 Dioptrien kurzsichtiger, wobei die Streuung wesentlich größer ist als bei Tieren in freier Wildbahn
  • Das Auge wächst tagsüber und schrumpft nachts. Deckt man das Auge tagsüber ab, sinkt der Dopaminspiegel tagsüber und es vermindert(!) sich die Schrumpfung nachts. Wird das Auge über längere Zeit tagsüber abgedeckt, so hat das Kurzsichtigkeit zur Folge, da ein dauerhaft verlängerter Augapfel entsteht (nachgewiesen bei Hühnern).
  • Mit einigen muskarinischen-Acetylcholinrezeptor-Blockern wie Atropin und Pirenzepin kann das Entstehen von Kurzsichtigkeit bei richtiger Dosierung zuverlässig verhindert(!) werden. Pirenzepin ist verträglicher und führt zu einer um 50% niedrigeren Kurzsichtigkeit bei Kindern. Atropin ist noch wirksamer, und wird in China und Taiwan regelmäßig zur Behandlung von Kurzsichtigkeit bei Kindern benutzt.
  • Tageslicht schützt vor Kurzsichtigkeit! Dies ergab eine Studie, die Kurzsichtigkeit bei Kindern aus Singapur und aus Australien untersuchte. 2 Stunden Sonnenlicht am Tag reichen demnach aus um Kurzsichtigkeit zu verhindern. Auch hier wird ein Zusammenhang mit Dopamin vermutet: fehlsichtig.de: Sport und die Vermeidung von Kurzsichtigkeit.
Anscheinend spielt also Dopaminmangel ausgelöst durch Mangel an Sonnenlicht einen wichtigen Beitrag bei der Entstehung von Kurzsichtigkeit. In diesem Zusammenhang ist mir aufgefallen, dass auch Depressionen oft mit einem niedrigen Dopaminspiegel verbunden werden. Eventuell besteht hier ein Zusammenhang, d.h. depressive Personen haben ein höheres Risiko kurzsichtig zu werden, bzw. umgekehrt. Leider habe ich nichts dazu gefunden, aber ich denke eine Untersuchung in dieser Richtung wäre höchst interessant. Eventuell könnte sich ergeben, dass man bestimmte Antidepressiva auch gegen Kurzsichtigkeit einsetzen kann!

Update: Das Bild zeigt den Zusammenhang zwischen Myopie der Eltern und der Anzahl der Stunden,
die Kinder draußen verbrachten (nach Jones et al. 2007) und entstammt dem Artikel:
Aus dem Artikel:
Man kann natürlich auch versuchen, die Wachstumsreize aus der Netzhaut durch Änderung der Seherfahrungen zu verändern. Fehlsichtigkeit in der Peripherie, also außerhalb der Stelle des schärfsten Sehens im gelben Fleck in der Mitte des Gesichtsfeldes, ist unerwartet wichtig für die Steuerung des Augenwachstums. Die meisten Brillen erzeugen relative Weitsichtigkeit in der Peripherie. Entsprechend versucht die Netzhaut, diesen Fehler zu korrigieren und das Augenwachstum zu verstärken. Man stellt deshalb jetzt Brillengläser her, die in der Peripherie statt Weitsichtigkeit relative Kurzsichtigkeit erzeugen. Zumindest beim Affen hemmt dies das Augenwachstum sehr effizient. Da man in der Peripherie sowieso nicht sehr hoch aufgelöst sieht, stört die leichte Unschärfe nicht. Mit diesem Thema hat sich ein erheblicher Teil der Vorträge beschäftigt. Auch die Brillenindustrie hat großes Interesse, diese neuen Erkenntnisse in die Entwicklung ihrer Gläser einfließen zu lassen. Ein amerikanisches Patent von 2005 engt die Freiheitsgrade hier allerdings etwas ein.

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