Nachdem mein altes Fahrrad geklaut wurde, wollte ich für mein neues Fahrrad keine halben Sachen machen und habe mir ein vermeintlich gutes Fahrradschloss Abus Bordo 6000 für satte 70 Euro beim lokalen Händler hier in Berlin gekauft. Das hatte der Händler als super-sicher angepriesen; Kabelschlösser für 20 Euro dagegen könnte jeder in 5 Sekunden mit einem Bolzenschneider lautlos knacken. Das erschien mir überzeugend.
Eine kurze Recherche im Internet ergab dann auch, dass mein Bordo 6000 tatsächlich viel besser ist, man kann es in 3 Sekunden lautlos knacken, die Anleitung dazu gibt es auf YouTube
Ähh, wie jetzt? Das kann doch nicht stimmen! Doch tut es leider schon. Die seit 80 Jahren bekannte Technik des Schlagschlüssels öffnet die meisten Abus- und viele ander Fahrradschlösser. Das liegt daran, dass Abus aber auch viele andere Hersteller so billige Schlösser verbauen. Das ganze dicke Metall der meisten Fahrradschlösser ist nur Fassade und hilft im Zweifelsfall genau gar nicht, außer dem Geldbeutel des Verkäufers.
Aber gibt es dann überhaupt brauchbare Fahrradschlösser? Ja, die gibt es, aber die Liste ist erstaunlich kurz. Eigentlich sind nur VdS-zertifizierte Fahrradschlösser wirklich einigermassen sicher, in der Klasse A+ (für Fahrräder, Klasse B+ ist für Motorräder) gibt es genau 7 Stück:
- Verzeichnis der VdS-anerkannten Zweiradradschlösser
- https://www.vds-home.de/einbruch-diebstahl/fahrradschloesser/
Diese Fahrradschlösser sind ab einem Fahrradwert von 2500 Euro Vorraussetzung für einen Versicherungsschutz von einer Fahrradversicherung. Der ADFC erkennt noch ein paar mehr Fahrradschlösser an (16), empfiehlt aber auch besonders die VdS-Zertifizierten:
Die Liste der von Fahrradversicherungen anerkannten nützlichen Schlösser ist also sehr kurz. Aber anscheinend ist das kaum bekannt. Mein Händler wusste jedenfalls nichts davon und verwies stattdessen darauf, dass Abus schliesslich Marktführer sei. Marktführer - genau wie Windows! Und anscheinend genauso sicher. Ich habe das Schloss dann zurückgegeben und mir ein Abus Granit X-Plus 54 im Internet für 70 Euro gekauft (der Händler hatte vergleichbares erst für 120 Euro im Angebot). Dazu muss man wissen, das auch Abus ein paar Schlösser im Angebot hat, die gegen die Schlagschlüsseltechnik gesichert sind. Das sind aber nur die Schlösser in denen Abus ein Scheibenzylinderschloss einbaut:
Und dass sind dann auch die Schlösser von Abus die vom ADFC anerkannt bzw. VdS zertifiziert sind.
Und damit bin ich am Ende meiner Weisheiten über Fahrradschlösser angelangt.
Wer noch mehr darüber lesen will, dem sei noch der folgende Artikel empfohlen:
5 Kommentare:
Vielen Dank für die echt super Info!
Hey Andi,
danke für diesen Beitrag, auf den ich nach ein wenig Recherche gestoßen bin. Für mich steht die Wahl eines Schlosses noch an, ein Faltschloss ist eigentlich meine Wahl und hätte da zwei Fragen:
- Auf der ADFC-SChlossliste ist jetzt auch das ABUS Bordo 6000 aufgelistet. Weißt du, ob ABUS etwas verändert hat?
- Das ABUS Bordo Combo 6100 wäre aufgrund meine Schlüsselallergie eigentlich meine Wahl. Weißt du, wo die SChwachstellen bei Zahlenschlössern liegen?
Danke und weiter so!
Chris
@Chris:
Das Abus Bordo ist nach wie vor nicht auf der Liste der VdS anerkannten Schlösser. D.h. es nützt dir nichts für eine eventuelle Fahrradversicherung. Ich würde daher eher abraten.
Zahlenschlösser sind ganz besonders unsicher: http://www.tz.de/outdoor/biken/test-fahrradschloss-zahlenschloesser-leicht-knacken-3487292.html
Also auf gar keinen Fall die Variante mit Zahlenschloss kaufen.
Ich öffne jedes bordo zahlenschloss in 5 bis 30min mein Kollege schafft es immer unter 5min. Von daher würde ich n schloss mit Schlüssel empfehlen.
In einem neueren Post habe ich noch mehr Informationen zum Thema Fahrradsicherheit gesammelt: https://asmaier.blogspot.de/2015/11/neue-ideen-fur-die-fahrradsicherheit.html
Kommentar veröffentlichen