Da steht ВНУКОВО (Wnukowo). "Wie, was, wieso? Ich dachte dein Flug nach Muenchen geht ueber Domodedovo?" Ja, hinwaerts war das auch der Fall! Aber rueckwaerts anscheinend nicht. Anscheinend hat der schlaue Andreas beim billigbuchen ueber geruxx nicht so genau hingeschaut. Was nun? Ok, zwischen Ankunft in Moskau und Abflug nach Muenchen liegen mehr als fuenf Stunden. Schaffe ich das von Wnukowo nach Domodedowo quer durch Moskau ohne einen Rubel in der Tasche und nur mit rudimentaeren Kenntnissen der russischen Sprache? Die Allerliebste widerspricht, will fuer 6000 Rubel einen anderen Flug buchen, aber woher jetzt um 6 Uhr frueh das Geld bekommen? Vom Taxifahrer vielleicht? Also bleibt mir nix anderes uebrig und ich muss es einfach probieren. Die Allerliebste verspricht sofort mit dem Bus vom Flughafen nach Hause zu fahren, im Internet (Analogmodem!) alles nachzuschauen und mich per SMS zu unterweisen.
Ich fliege derweil mit der international sehr bekannten Fluglinie U7 nach Moskau und komme dort auch ohne Probleme an. Dort allerdings heisst es etwas konzentrierter zu sein: Da der Flughafen Wnukowo fast nur fuer Inlandfluege genutzt wird, gibt es keinen Schalter zum Geldumtausch. In der letzten Ecke findet der schlaue Andreas aber doch eine Automaten der Geldumtausch verspricht: Aber nur von Euro in Rubel!! Aber halt wir sind ja konzentriert! Durch genaues Studium der kyrillischen Menues gelingt es mir doch einen Unterpunkt zu finden, der mir vielleicht erlaubt Euro in Rubel zu tauschen. Also schnelle einen 10 Euro-Schein in den Automaten geben und das beste hoffen! Leider zu frueh gefreut. Der Automat nimmt die 10 Euro nicht an, kein Glaetten, kein Umdrehen, kein Fluchen hilft. Ok, dann die Notreserve: Der letzte 20 Euro-Schein! Hurra, es funktioniert und ich hab wieder Rubel im Ueberfluss. Die allerliebste hat inzwischen schon recherchiert und in der SMS geschrieben ich soll nach Schildern Richtung Злектропоезд schauen. Natuerlich ist der Flughafen Wnukowo gerade eine einzige Baustelle und Schilder Mangelware. Hoefliches Nachfragen am Infoschalter gibt ein gestottertes "left" als weiteren Hinweis. Ich gehe nach "left" bis zum Ausgang, aber der ist natuerlich wegen der Baustelle gerade abgesperrt. Also wieder zurueck zum Anfang, diesmal nach rechts und ausserhalb des Gebaeudes nach links und da endlich so gross wie frueher die Stalinbilder: Злектропоезд ! Also einfach den Schildern folgen, und dann den kyrillischen Ticketbeschreibungen entnehmen das ich mit dem Aeroexpress fuer 250 Rubel von Wnukowo bis zum Kiewer Bahnhof in Moskau komme. Wie schoen. Aber auf gar keinen Fall, das gekaufte Ticket nach der Ticketkontrolle im Zug wegschmeissen, schreibt die Allerliebste, den am Kiewer Bahnhof muss man nochmal an einer Ticketkontrolle vorbei. Also hebe ich mein Ticket auf und huete es wie meinen Schatz.
Am Kiewer Bahnhof angekommen den alten Trick anwenden: Einfach der Masse folgen und tatsaechlich fuehrt sie mich direkt zur Metrostation Kiewskaja. Dort stelle ich mich in der Schlange vor der Kasse an (Ticketautomaten gibt es in der Moskauer Metro nicht, waere zu trivial), lege 22 Rubel hin und bekomme ein Ticket. Dann wieder der Masse in die Tiefe folgen um zur braunen Ringlinie zu kommen Richtung Paweletzkaja. Aber die Masse ist anderer Meinung und fuehrt mich irgendwohin, aber nicht zur Ringlinie. Also zurueck gegen den Strom, irgendwo muss doch eine Abzweigung sein. Ja, da ist eine, aber kein Schild. Nagut, es scheint die einzige Moeglichkeit zu sein und tatsaechlich: Nach hundert Metern wieder Schilder die auf die Ringlinie verweisen. Komisch, warum in Russland Schilder nur an Stellen stehen, wo sie nicht gebraucht werden? Also, Einstieg in die U-Bahn, die wohl extra so laut gebaut ist, damit die Arbeiterklasse nicht einschlaeft. Dann nach einer gefuehlten halbe Stunde fuer 4 Stationen endlich die Durchsage "станце Павелецкая", oder so. Also raus, der Masse folgen bis ans Tageslicht. Die Freundin schreibt, ich muss den Pawelezer Bahnhof von der Metrostation aus sehen (warum in Moskau Bahnhof und zugehoerige Metrostation nie verbunden sind, wird Archeologen auch in 1000 Jahren noch verwundern.). Natuerlich sehe ich ihn nicht! Ist ja auch nur 90 Meter breit diese Bahnhof! Aber er ist nicht da. Ich folge der Masse, diese spaltet sich in rechts und links. Ich entscheide mich fuer links, da ich damit gute Erfahrungen gemacht habe. Die Menge der ich folge wird immer weniger und kein 90 Meter breiter Bahnhof in Sicht. Also zurueck zur Metrostation, diesmal nach recht. Oh, da ist ein Stadtplan. Laut Stadtplan ist der Bahnhof direkt vor der Station dazwischen nur Wiese. Aber von eine Wiese keine Spur, wo bin ich eigentlich? Ok, ich muss jemanden fragen, auf russisch, es bleibt nichts anderes uebrig. Also suche ich jemanden, und ploetzlich die Erleuchtung! Der Bahnhof ist hinter der riesigen Baustelle mit 10 Meter hohen Werbeplakaten davor. Wenn man 200 Meter von der Metrostation nach rechts geht kann man ihn in 100 Meter Entfernung schraeg hinter den Plakaten sehen. Dazwischen allerdings eine riesige Strasse und die Baustelle. Wie kommen die Leute von der Metrostation zum Bahnhof? Taxi, Bus? Zurueck zur Metrostation: aha, da gibt es eine kleine Unterfuehrung, mit Schildern, die mich darueber aufklaeren, dass ich dort unten zu einem guten Kurs Rubel tauschen kann. Aber wo fuehrt die Unterfuehrung hin? Es hilft nix, ich habe schon zuviel Zeit verloren, ich gehe in die Unterfuehrung, lasse mich von Schildern und Polizisten nicht aufhalten, gehe bis ans Ende, tausche keine Rubel und stehe endlich vor dem riesigen Bahnhof. Meine Allerliebste schreibt, ich soll in Eingang 3 gehen. Zum Glueck, denn es gibt 5 Eingaenge, die zu natuerlich voellig getrennten Teilen des Bahnhofs fuehren. Die Liebste ist einfach die Beste. Also rein in Eingang 3 und da steht mal wieder ein Schild zum Aeroexpress fuer 250 Rubel. Ich waehne mich fast schon wieder in der Zivilisation. Also Ticket kaufen, den Zug erwischen, der naechste kommt erst in einer Stunde, dann wirds knapp mit dem Flugzeug. Ticket nicht wegschmeissen! schreibt die Freundin und so wir doch noch alles gut. Nach 3,5 h hab ich es tatsaechlich von Wnukowo nach Domodedowo mit oeffentlichen Verkehrsmitteln geschafft. Was danach kommt, erscheint mir wie ein Klacks: Flug nach Wien, Probleme mit dem Weiterflug, da Bordkarte in Moskau nur bis Wien und nicht bis Muenchen bekommen. Aber die Oesterreicher haben wohl auch schon genug von meiner Reisegeschichte und lassen mich dann doch noch einsteigen. In Muenchen angekommen nur noch mal mit der S-Bahn fahren, dann 10 Minuten zu Fuss und schon bin ich zu Hause. Ich denke kurz: Taxi, Flugzeug, Zug, U-Bahn, Zug, Flugzeug, Flugzeug, S-Bahn, da fehlt noch etwas! Also aufs Fahrrad gesetzt und mit grossem Rucksack auf dem Ruecken zum naechsten Supermarkt einkaufen gefahren, komischerweise war ich naemlich ziemlich hungrig.
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